Berichte von den Veranstaltungen des Südtiroler Forstvereines

Forstlich kulturelle Lehrfahrt nach Slowenien

Wie in so vielen Märchen beginnt auch meine Geschichte so:
"...Es war eine dunkle und stürmische Nacht........"
Tatsächlich stieg am Montag, den 26. September, um 3.05 Uhr bei eher regnerischem Wetter der erste Fahrgast in den Martelltal-Bus. Nach verschiedenen Haltestellen war der Bus mit 50 verschlafenen, aber zufriedenen Teilnehmern auf der Fahrt nach Slowenien gut gefüllt.
Gegen 11 Uhr besuchten wir in Begleitung von Jerneja Čoderl, Leiterin der Forsteinheit Radlje ob Dravi und Jernej Donik, Revierförster des Forstamtes Ruše/Maribor, das Forstunternehmen Sgerm im Dorf Zgornia Orlica. Das Grundstück mit einer Fläche von rund 53 Hektar besteht zu 75 Prozent aus Wald mit einem Holzvorrat von 531 m³/ha, einem jährlichen Holzzuwachs von 9 m³/ha und einer durchschnittlichen Nutzung von 250 m³/Jahr. Die Waldnutzung erfolgt nach der Plenterschlag-Methode (d.h. einzelne Altbäume werden gefällt, um einen produktiven Waldbestand zu erhalten, der die Wiederaufforstung und die natürliche Verjüngung sowie die wirtschaftliche Bodenpflege fördert). Im Inneren des Kompendiums bewunderten wir dann die "Sgerm-Fichte", eines der wichtigsten natürlichen Exemplare der Fichte. Mit einer Höhe von 61,8 Metern ist sie die höchste Fichte in Slowenien sowie in Mitteleuropa. Sie hat einen Brusthöhendurchmesser von 113 cm und einen Umfang von 354 cm. Die Bruttoholzmasse erreicht 30 m³. Ihr Alter wird auf 300 Jahre geschätzt.
Dann machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Meranovo. Meranovo ist die Wiege des modernen steirischen Weinbaus. In diesen berühmten Lagen pflanzte Erzherzog Johann bereits 1882 nach rheinischem Vorbild edle Rebsorten an. Heute wird diese Tradition von der Fakultät für Landwirtschaft und Biosystemwissenschaften der Universität Maribor fortgesetzt. Ein freundlicher Erzähler, der uns die Geschichte der Stadt Maribor von ihren Anfängen an erzählte, führte uns anschließend in den Weinkeller, wo wir verschiedene Weißweinsorten mit einem Alkoholgehalt von 12-13 Grad "probierten". Anschließend gab es ein Willkommens-Mittagessen mit typischen lokalen Gerichten.
Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Maribor, wo uns ein örtlicher Fremdenführer die Kontraste zwischen den Gebäuden aus der Vorkriegszeit und dem Kommunismus sowie den Wiederaufbau und die kulturelle Erneuerung nach der Trennung von Jugoslawien im Jahr 1991 und dem Beitritt zu Europa im Jahr 2004 zeigen wollte. Die einzige kulturelle Attraktion in Maribor war das Denkmal des Künstlers Slavko Tihec, das an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs erinnert. „Kojak" nennen die Mariborer die riesige Bronzekugel, die sich in der Mitte des Freiheitsplatzes erhebt, wie der Glatzkopf in der amerikanischen Fernsehserie. Die Stadt Maribor zeigt Slowenien von seiner faszinierendsten Seite: Das Ende des Kommunismus und der wirtschaftliche Niedergang nach dem Austritt aus Jugoslawien haben in Maribor Energien freigesetzt - alte Kasernen, Fabriken, Theater und leere Kinosäle wurden von Künstlern, Theatermachern und Galerien besetzt. Das historische Zentrum von Lent wurde renoviert und wird jedes Jahr im Juli mit einem zweiwöchigen Kunstfestival gefeiert. Seit 2010 ist das Minoritenkloster Schauplatz eines international ausgezeichneten Puppentheaters.
Der Sonnenuntergang mit Blick auf die mit 450 Jahren älteste Weinrebe der Welt direkt an der Drau war der perfekte Abschluss dieses langen Tages. Die alte edle Weinrebe symbolisiert die reiche Weinkultur der Stadt Maribor, der Region Steiermark und des Landes Slowenien. Am Abend erreichten wir unsere Unterkunft, das Hotel Arena, am Fuße des Weltcup-Abfahrtsrennens der Damen im Pohorje-Gebirge.

Dienstag 27.09
Heute werden wir neben Jernej auch von Katja, einer Biathlon-Sportlerin und guten Freundin von Andrea, begleitet. Auf dem Weg nach Ormož erklärt sie die historischen und geografischen Besonderheiten Sloweniens und der Hauptstadt Ljubljana sowie der Stadt Ormož, einem Treffpunkt christlicher und islamischer Völker im nordöstlichen Teil Sloweniens am linken Ufer der Drau und damit an der Grenze zu Kroatien.
An der östlichen Grenze Sloweniens liegt die Gemeinde Sredisce ob Dravi, wo uns ein Besuch in der Kürbiskernölmühle erwartet. Zunächst wird ein Film über den Kürbis, seine Kerne, seine Verarbeitung und Verwendung gezeigt. Der Gehalt an Phytosterinen und verschiedenen Mineralien sowie die positive Wirkung auf die Harnwege und der Gehalt an Vitamin E, das den Alterungsprozess verlangsamt, machen dieses Öl zu einem wahren "Jungbrunnen". Nach dem Film lernen wir die verschiedenen Geschmacksrichtungen von kalt- und warmgepressten Ölsaaten kennen, probieren Kürbiskernölmischungen mit Zwiebeln und Knoblauch und verschiedene Kürbiskernvarianten. Nach der Verkostung ist der nächste Schritt klar: Man muss in den Laden gehen, wo viele Besucher mehrere Flaschen Kürbiskernöl gekauft haben.
Am Ende der Tour machen wir uns auf den Weg, um das Naturreservat im weitläufigen Lagunengebiet von Ormož zu besuchen, das sich über eine Fläche von 55 ha zwischen Wald, Ackerland und Lagunen erstreckt. Neben zahlreichen Vogelarten - bis zu 265 Arten - leben hier auch viele Zugvögel wie Schwäne und Wildenten sowie frei lebende Wasserbüffel, die an den Flussufern grasen. Es ist ein wahres Paradies für Ornithologen, Naturliebhaber, Ruhesuchende und Wanderer. Nach der Besichtigung fahren wir zu den Hügeln von Jeruzalem.
Bei einem außerplanmäßigen Halt besichtigen wir die kleine Kirche Unserer Lieben Frau auf einer Anhöhe. Der Geschichte nach wurde der Berg im 13. Jahrhundert von Friedrich von Pettau dem Deutschen Ritterorden geschenkt, der dort eine erste Kapelle errichtete. Nach einer Pestepidemie um 1650 gelobte die örtliche Bevölkerung, eine Kirche zu bauen, wenn Gott und die Jungfrau Maria der Pestepidemie ein Ende bereiten würden. Im kleinen Kirchenschiff kann man den schönen barocken Hauptaltar und drei weitere barocke Seitenaltäre bewundern.
Anschließend fahren wir zum Weingut Hlebec, wo uns ein Mittagessen und eine Weinprobe erwarten. Der Weg, der vor uns liegt, ist nicht ganz einfach, aber das Können unseres Fahrers Willi ist hervorragend.
Der Bauernhof befindet sich in einem kleinen Weiler namens Kog, südlich von Ljutomer in der bekannten Gegend von Jeruzalem. Die schmalen, kurvenreichen Straßen führen durch eine wunderschöne, mit Weinreben bewachsene Hügellandschaft bis hin zur Grenze zu Kroatien. Der Betrieb hat eine Fläche von 7,5 Hektar und produziert hauptsächlich Weißweine wie Chardonnay, Sauvignon, Rheinriesling, Silvaner und die einheimische Sorte Sipon. In dem urigen Keller fühlt sich die fröhliche Brigade des Forstvereins pudelwohl. Mit viel Nostalgie erreichen wir unser Hotel in Maribor.

Mittwoch 28.09
Heute Morgen besuchen wir die Basilika der Barmherzigen Muttergottes (Schutzmantelmadonna) in Ptujska Gora. Die Kirche auf dem Marktplatz wurde 1410 erbaut und gilt als das schönste gotische Bauwerk in Slowenien und als wichtiger katholischer Wallfahrtsort in Slowenien. Jahrzehnte nach ihrer Fertigstellung, im frühen 15. Jahrhundert, bedrohten die Türken das Gebiet.
Maria Neustift war zu einer Militärloge geworden, wie die gut erhaltene Kupfertafel von 1681 zeigt. Im Jahr 2010 wurde die Kirche im Hinblick auf ihr 600-jähriges Bestehen renoviert und erhalten. Während diesen Jubiläum wurde ihr von Papst Benedikt XVI. der Titel einer „Basilika minor“ verliehen. Zur Ausstattung der Kirche gehören Altäre und heilige Bilder. Sie ist eine Fundgrube für gotische Skulpturen aus dem frühen 15. Jahrhundert. In der Mitte des barocken Hauptaltars steht das Bildnis der Jungfrau mit dem Mantel. Unter ihrem Mantel befinden sich 82 Figuren, die eine interessante Sammlung von Menschentypen aus dieser Zeit darstellen. Die Glasfenster sind das Werk einer slowenischen Malerin aus den Jahren 1981 und 1982 und illustrieren den Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi.
Nach unserem Besuch geht es weiter in Richtung Haloze, einer Bergregion mit besonderen Falten entlang der slowenisch-kroatischen Grenze. Steile Hügel flankieren einander wie kleine Hüte. In Begleitung von Karli Kopušar und Simon Meško, zwei Revierförstern in Ptuj, und Jernej begeben wir uns in einen wunderschönen Buchenwald, wo wir aufmerksam den Informationen über die Erhaltung des Buchenbestandes lauschen, der in der Zwischenkriegszeit nach der völligen Abholzung eines Eichenwaldes entstanden ist. Die geomorphologische Beschaffenheit des Geländes bot den idealen Lebensraum für die natürliche Wiederaufforstung des Buchenwaldes. Es gibt jedoch zahlreiche Beschwerden über Wildschäden, insbesondere durch Wildschweine und Schwäne, während der Zeit des Samenfalls.
Nach dem Mittagessen im nahe gelegenen „Gostilna Pri Ribeku“ fahren wir in Richtung Ptuj. Das heutige Stadtgebiet war bereits im Neolithikum besiedelt. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 69 n. Chr., als Kaiser Vespasian in Ptuj zum römischen Kaiser proklamiert wurde. (Ich erspare euch die weiteren historischen Passagen, auch weil sie schwer zu merken sind). Im Stadtkern sind die Gebäude aus der Entstehungszeit erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz. Dazu gehören das alte Rathaus, das neue Rathaus (ein ehemaliger Bürgerpalast aus dem Jahr 1906), weitere Bürgerpaläste und das Schloss auf dem Hügel. Letztere zeichnet sich durch verschiedene architektonische Stile aus, darunter auch venezianische Einflüsse. Erwähnenswert ist die Kirche St. Georg (in der Nähe des Rathauses). Auf dem Stadtplatz stehen auch das Orpheus-Denkmal und vor allem der 1556 erbaute Stadtturm. Weiter im Zentrum ist die Statue von Florian zu sehen und zu erwähnen. Am Ende machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel, wo Andrea uns darüber informierte, dass das Programm für den nächsten Tag aufgrund der anhaltend schlechten Wetterbedingungen geändert wurde.

Donnerstag 29.09
Wie vorhergesagt, verhinderte das schlechte Wetter einen Ausflug nach Rogla, um den Baumwipfelpfad zu besuchen. Anschließend fuhren wir nach Ljubljana und besuchten in Begunje das Museum, das den Gründern der „Musikgruppe Oberkrainer“, den berühmten Slavko und Vilko Avsenik, gewidmet ist. Das Museum ist in drei Ebenen unterteilt. Der erste Teil ist den Brüdern Vilko und Slavko Avsenik gewidmet. Es folgt eine grafische Darstellung der gesamten Geschichte des ursprünglichen Oberkrainers. Im ersten Stock befinden sich die 31 Gold-, 2 Platin- und 1 Diamantplakette, staatliche Auszeichnungen und zahlreiche Ehrungen aus dem Ausland. Die Zimmer im Obergeschoss sind mit Originalmöbeln der Familie Avsenik eingerichtet. Anschließend beendeten wir unseren Besuch im nahe gelegenen Gasthaus Avsenik mit einem leckeren Essen.
Am Ende der Reise fühle ich mich verpflichtet, Andrea Wieser und Dolores Agostini für die tadellose Organisation zu danken, sowie allen Freunden der Forstfamilie, die ihr ökologisch-forstwirtschaftlich-kulinarisches Interesse an den vom SFV geplanten Veranstaltungen immer mehr unter Beweis stellen.


Bericht: Felix Squeo
Sonnenaufgang vom Pohorje über Maribor
Sonnenaufgang vom Pohorje über Maribor
Smerg_1
Smerg_1
Smerg_2
Smerg_2
Smerg_3
Smerg_3
Ptujska Gora
Ptujska Gora
Ptuj
Ptuj
Ptuj - Buchenwald - Simon und Karli
Ptuj - Buchenwald - Simon und Karli
Ptuj - Buchenwald_1
Ptuj - Buchenwald_1
Ptuj - Buchenwald_2 - Dolores und Jernej
Ptuj - Buchenwald_2 - Dolores und Jernej
Ptuj - Buchenwald_3
Ptuj - Buchenwald_3
Ptuj - Buchenwald_4
Ptuj - Buchenwald_4
Ormož_Kürbiskernöl_Schokolade
Ormož_Kürbiskernöl_Schokolade
Ormož_Kürbiskernöl_Roulade
Ormož_Kürbiskernöl_Roulade
Ormož_Kürbiskernöl_1
Ormož_Kürbiskernöl_1
Ormož_Kürbiskernöl_2
Ormož_Kürbiskernöl_2
Maribor
Maribor
Maribor Älteste Weinrebe
Maribor Älteste Weinrebe
Lagunengebiet von Ormož_1
Lagunengebiet von Ormož_1
Lagunengebiet von Ormož_2
Lagunengebiet von Ormož_2
Lagunengebiet von Ormož_3
Lagunengebiet von Ormož_3
Jeruzalem Weingut Hlebec
Jeruzalem Weingut Hlebec
Jeruzalem _ unsere Liebe Frau auf der Anhöhe
Jeruzalem _ unsere Liebe Frau auf der Anhöhe
EFNS-Teilnehmer
EFNS-Teilnehmer