Tag des Baumes: Vegetation am Vinschgauer Sonnenberg
An einem traumhaft schönen Herbsttag ging die heurige Exkursion zur Vortragsreihe "Tag des Baumes“ in den Vinschgau nach Laas. Am Bahnhof von Laas wurden die 50 eingetroffenen Mitglieder von Georg Pircher vom Forstinspektorat Schlanders und von Klaus Bliem von der Forststation Schlanders empfangen. Groß war bei allen Teilnehmenden die Freude, nach der langen durch COVID bedingten Zwangspause von Exkursionen, wieder gemeinsam Zeit zu verbringen. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, welche sich jeweils zwischen drei Exkursionspunkten abwechselten.Das Dorf Laas ist geprägt vom weißen Marmor, daher wurde diesem auch der erste Exkursionspunkt „Das weiße Gold Südtirols: Laaser Marmor“ gewidmet. Am Bahnhof von Laas wurde der historische und aktuelle Abbau des Marmors von Klaus Bliem und Silvia Kuppelwieser anhand eines Kurzfilmes vorgestellt. Anschließend durften wir das Steinmetz – Traditions Unternehmen von Mayr Josef, welches bereits in 3. Generation von der Familie Mayr geführt wird, besichtigen. Hier wird der rohe Marmorblock nach überliefertem Wissen von Hand mit Liebe zum Detail veredelt. Dabei entstehen je nach Kundenwunsch große und auch kleine Arbeiten. Die Bearbeitung des Marmors dauert 10-mal länger als die Arbeit an einem gleich großen Holzblock. Moderne Arbeitsweisen und die Innovation haben auch in diesem Betrieb Einzug gehalten, wie der mit 3D Drucker erzeugte Schallbecher eines Grammophons beweist. Die Klangqualität bei der Darbietung war beeindruckend. Anschließend stärkten wir uns mit einem hervorragenden „Holbmittog“ zwischen rohen Marmorblöcken und Marmorskulpturen auf dem Produktionsgelände der Lasa Marmo Gmbh.
Gerade genug verweilt mussten wir auch schon aufbrechen, um auf den Sonnenberg in die Laaser Leiten zu überstellen, wo zwei weitere Exkursionspunkte vorbereitet waren.
Gut gestärkt erwartete uns nach kurzer Fahrt Georg Pircher, Amtsdirektor im Forstinspektorat Schlanders, auf dem Vinschger Sonnenberg um über „Die Umstrukturierung der Schwarzföhrenwälder" zu referieren. Um die Herkunft und Entstehung der nicht heimischen 940 Hektar umfassenden Schwarzkiefernwälder zu erläutern ist ein Rückblick in die Geschichte notwendig. Die Schwarzföhre galt im 19. Jahrhundert in Österreich-Ungarn und in Italien als die Baumart zur Wiederbewaldung von Karst- und Trockengebieten. Da sie auch noch Temperaturen von -30°C aushalten kann war sie geradezu ideal für die Wiederbewaldung der baumfreien Hänge im Vinschgau. Mit der Einführung der nicht einheimischen Baumart ergaben sich jedoch ökologische Probleme, die sich in der Ausbreitung des Kiefernprozessionsspinners und einem fehlenden Unterwuchs zeigten. Schon seit gut 20 Jahren laufen daher Anstrengungen, die Schwarzkiefernwälder umzustrukturieren. Der Wald der Zukunft soll von standortsangepassten Laubbaumarten wie Flaumeiche, Blumenesche und Vogelkirsche gebildet werden. In vielen kleinen Schritten mit ausreichend Zaunschutz vor Wild und der Hartnäckigkeit aller Mitarbeitenden wird es trotzdem noch Jahrzehnte dauern bis die Schwarzkiefernwälder umgewandelt sind.
Am Großboden hoch über der Talsohle bietet sich eine herrliche Rundumsicht auf die Talsohle des Mittelvinschgaus und den umliegenden Bergen. Hier erwartete uns Wolfgang Platter, Ex-Nationalparkdirektor, zum Exkursionspunkt „Steppenvegetation im Vinschgau“. Seine Ausführungen galten zuerst der geographischen und geologischen Einordnung des Tales. Anschließend erklärte er, wie der über Jahrtausende wirkende menschliche Einfluss unter besonderen klimatischen Bedingungen das Tal vegetationsökologisch und landschaftsästhetisch, zu seiner Besonderheit im Ostalpenraum verholfen hat. Als exakter und fachkundiger Beobachter konnte uns Wolfgang Platter auch von den Veränderungen im Obstanbau in der Talsohle berichten. Doch auch an den ganz im Gegensatz zum Nördersberg stehenden Sonnenhängen mir ihrem Wärmeüberschuss und der Trockenheit ist der Wandel der Zeit ständiger Begleiter. Zunehmend ist eine Verbuschung der artenreichen Steppenhänge zu beobachten, welche auf die nachlassende Beweidung durch Kleinvieh zurückzuführen ist.
Zum Abschluss dieses informativen und abwechslungsreichen Vormittages fanden wir uns im Gasthof „Sonneck“ in Allitz ein, um bei einem guten Mittagessen noch ein wenig zu verweilen und uns auszutauschen.
Ein großes Lob und Dankeschön gilt den Organisatoren und Vortragenden im Namen aller Exkursionsteilnehmer.
Martin Stecher, Südtiroler Forstverein