Tag des Baumes: die Eiche
Am 12. Oktober 2018 hat der SÜDTIROLER FORSTVEREIN zum Tag des Baumes in Montiggl geladen. Im Mittelpunkt dieser Tagung stand die Baumart Eiche, die in vier Kurzvorträgen vertieft wurde.Bei der Forsthütte "Kührast" im Montiggler Wald begrüßte Vereinspräsident Christoph Hintner alle Interessierten sowie Referenten. Nach einem stärkenden Halbmittag in geselliger Runde wurden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt, welche nach einer Wanderung durch den Montiggler Wald von den Vortragenden abwechselnd erwartet wurden.
Die Verwendung des Eichenholzes
Konrad Mittelberger arbeitet als Fassbinder für seinen Familienbetrieb „Mittelberger & Co. OHG“ in Sigmundskron. Es ist die einzige Fassbinderei in Südtirol und eine von vier in Italien. Mittelberger erklärte, dass sie bis zu 95% Eichenholz für die Herstellung von Weinfässer verwenden.Eichenholz ist ein schweres Holz mit einer Dichte zwischen 700-800 kg/m3. Das Holz stammt vor allem aus den Eichenwäldern Frankreichs und Deutschlands. Die Holzlagerung findet in Jenesien statt, wo das Holz zwei bis drei Jahre den äußeren Einflüssen wie Luft, Wind und Sonne ausgesetzt ist und dabei getrocknet wird. Für die Verarbeitung ist wichtig, dass das Holz noch eine gewisse Restfeuchte von 15-18% enthält. Anschließend wird es in einem gewissen Winkel im Radialschnitt zugeschnitten, weil in dieser Schnittlage weniger Sauerstoff durchdringt. Das Holz wird über das Feuer gestellt, nach außen wird das Holz mit Feuchtigkeit benetzt und sobald die Feuchtigkeit zu verdampfen beginnt ist die optimale Temperatur erreicht, um das weichgewordene Holz zu biegen. Das wiederholte Auftragen von Feuchtigkeit ist ein wichtiger Vorgang um das Austrocknen zu verhindern. Nachdem das Holz gebogen wurde, wird es noch einmal über Feuer gehalten und angeröstet um gewisse Aromen zu lösen. Das Herauslösen der Aromen in einem zweiten Moment und der dadurch entstehende Geschmack ist der Hauptgrund weshalb man Eichenholz verwendet. Ein Fass ist für ca. sieben Jahre in Gebrauch, bevor es ausgehobelt wird und für weitere sieben Jahre verwendet werden kann.
Ökologie und waldbauliche Behandlung der Eiche
Roman Spechtenhauser (Forstinspektorat Meran) referierte über die Ökologie und waldbauliche Behandlung der Eiche. Die Stieleiche bevorzuge flachgründige und wechselfeuchte Böden, während die Traubeneiche auf tiefgründigen und trockenresistenten Böden vorkommt. Generell ist die Baumart aufgrund des Klimawandels geeignet, weil sie resistent gegen Trockenheit und Schädlinge wirkt, zudem ist sie als Tiefwurzler gegen Wind stabil.Waldbaulich wird das Ziel verfolgt, einen zweischichtigen Bestand mit Eichenwertholz herzustellen und einzelnen beigemischten Baumarten in der Oberschicht sowie schattentolerante Bäume wie z.B. die Hopfenbuche in der Unterschicht. Ziel sei es 6 bis 8 Zehntel Traubeneiche zu produzieren, den Rest können auch andere Baumarten bilden. Für eine gute Holzqualität sollte der Jahrringaufbau gleichmäßig und fein sein. Die Bäume sollten in einer Umtriebszeit von ca. 150 – 200 Jahren einen Durchmesser von ca. 50 cm bis 60 cm erreichen mit einem jährlichen Zuwachs von ca. 2%. Um die Rentabilität zu garantieren benötigt man ungefähr 50% Wertholz.
Zunächst greift man im Jungwuchs ein und reguliert die Mischung und Dichte des Bestandes. Man sucht geradschaftige vitale Bäume heraus mit feinen Ästen. Diese Bäume werden als Z-Bäume markiert, um sie später wiederzufinden. Beim sogenannten Formschnitt werden Bäume mit mehreren Gipfeln auf einen Gipfel frühzeitig reduziert, um einen geraden Schaft zu erhalten. Nach dem Formschnitt erfolgt die Wertastung. Dabei werden die Äste von unten kontinuierlich entfernt mit dem Ziel eine astfreie Schaftlänge von ca. 5-6 m und ein Drittel Krone zu bekommen. Anschließend erfolgt eine gezielte Freistellung einiger Bäume durch das Entfernen einiger Bedränger. Eine wichtige Bedeutung haben die Bäume in der Unterschicht, welche den Schaft beschatten und somit eine Astbildung und Fehler im Holz verhindern. Außerdem wird eine Ausweitung der Krone gefördert.
Pflanzen in den Eichenwäldern
Paul Zipperle vom Amt für Forstverwaltung stellte die drei Eichenarten Stieleiche (ital.: quercia farnia), Traubeneiche (ital.: quercia rovere), Flaumeiche (ital.: quercia roverella) und deren geographische Verbreitung in Südtirol vor. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages waren die vorkommenden Baum- und Straucharten in den Eichenwäldern.Die Flaumeiche kommt im Süden Südtirols vor und reicht bis nach Brixen, außerdem ist sie am Vinschger Sonnenberg verbreitet. Generell findet man sie in tiefen Lagen, bei besseren Böden sind andere Bäume dominanter. In Taufers in Münster kommen Eichen sogar auf 1.400 m vor während im Unterland auf selber Höhe andere Bäume zu finden sind. Zu den beigemischten Baumarten in den Eichenwäldern zählen unter anderem die Edelkastanie, Föhre, Hopfenbuche und Mannaesche.
Anschließend wurden noch einige Bäume und Sträucher vorgestellt, welche vor Ort begutachtet werden konnten. Der Speierling und die Elsbeere zählen zu den Straucharten in den Eichenwäldern. Die Elsbeere trägt ahornähnliche Blätter und braune zusammengefasste Früchte. Die Blumenesche (auch Mannaesche oder Schmuckesche genannt) ist durch ihre großen buschigen Blüten im Frühjahr gekennzeichnet. Der Blattrand der Hopfenbuche ist feingezähnt und die Früchte sind ähnlich wie jene der Hopfen, daher auch der Name Hopfenbuche. Ein weiterer vorkommender Strauch ist der Ginster mit seinen schmetterlingsförmigen Blüten und bohnenförmigen Früchten im Herbst. Neben dem „Deutschen Ginster“ gibt es den „Färber-Ginster“ aus dem man gelbe Farbe gewinnen kann. Ein weiterer Strauch der in Eichenwäldern vorkommt ist die Mehlbeere. Sie unterscheidet sich vor allem durch die weiße Blattunterseite von der Vogelbeere.
Zum Abschluss wurde der Götterbaum angesprochen, ein Neophyt der sich in Südtirol zunehmend verbreitet. Er ist wegen seiner Schnellwüchsigkeit (ca. 2m lange Triebe pro Jahr) ein Konkurrent für die Flaumeiche geworden, vor allem auf Freiflächen nach Holznutzungen. Zurzeit werden verschiedene Methoden ausprobiert, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden.
Historisches über den Montiggler Wald
Martin Schöpf, ehemaliger Leiter vom Forstinspektorat Bozen I, ging in seinem Vortrag auf die geschichtlichen Besonderheiten des Montiggler Waldes ein. Der Montiggler Wald ist heute großteils im Besitz der zwei Gemeinden Eppan und Kaltern. Auch die Gemeinde Pfattner war ursprünglich am Mointiggler Wald beteiligt, musste ihren Anteil aber aus Geldnöten abtreten. Die Wälder sind großteils mit Nutzungsrechten belastet, wobei diese Nutzungsrechte über die Jahrhunderte auch immer wieder zu Konflikten geführt haben. Eine große Bedeutung hatte früher vor allem die Streunutzung die im Montiggler Wald streng geregelt war. Jeder Hofbesitzer hatte das Recht auf eine bestimmte Menge Streu. Heute steht im Montiggler Wald vor allem Erholungsfunktion im Vordergrund und weniger die Holznutzung.Fabian Gamper, Forststation Latsch