Berichte von den Veranstaltungen des Südtiroler Forstvereines

Zweitägige Wanderung im Ahrntal

Der traditionelle zweitägige Ausflug fand dieses Jahr am 23. und 24. Juni im Ahrntal statt.

Am ersten Tag kam "Jupiter Pluvius", bereits in Brixen beginnend, nach und nach mit Niederschlägen beladen bis zum Treffpunkt in Kasern im Ahrntal. Im Berghotel Kasern erwartete uns der Leiter des Forstinspektorates Bruneck, Dr. Wolfgang Weger, zusammen mit Fö. Kurt Stolzlechner zur Begrüßung, ebenso wie die Forstbediensteten, die uns auf den Wanderungen begleiten würden. Angesichts des Dauerregens dauerte die Erfrischung noch eine Weile, doch schließlich teilte Christian Lamprecht die 46 Teilnehmer nach dem alten Motto "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" in zwei Gruppen auf und alle machten sich auf den Weg zu ihren jeweiligen Zielen.

Gruppe A: Vom Berghotel Kasern aus begaben wir uns in Begleitung vom Forstrat Dr. Wolfgang Weger und Förster Kurt Stolzlechner auf die Wanderung Richtung Besucherzentrum des Naturparkes “Rieserferner-Ahrn”, wo wir die geologische und geschichtliche Vielfalt dieser schönen Gegend anhand interessanter Ausstellungsstücke, eines lehrreichen Films und fachkundigen Erklärungen kennenlernen durften. Weiter ging es über den “Kreuzweg” Richtung Hl.Geistkirche. Dr. Weger und Kurt berichteten über die Weideinteressentschaft des Hl.Geistkirchleins mit den vielen Weideberechtigten. Vom Hl.Geistkirchlein waren alle begeistert und nachdem Otto ein Dankeslied angestimmt hatte, nutzten viele die Gelegenheit sich beim “Schliefstein” von den angesammelten Sündenlasten zu befreien. Talauswärts ging es über einen schönen Wanderweg Richtung Bergwerk, Knappenlahne, Knappenberg mit seinen vielen Stollen und Spuren der Bergwerkszeit. Dabei kamen wir auch am Landes-Forstgarten von Prettau vorbei, wo über Jahre Zirben für die Aufforstung gezüchtet wurden. Jetzt nutzt das Areal die Wildbachverbauung für ihre Pflanzen. Hier steht auch eine imposante Säulenfichte und damit sie nicht von den Borkenkäfern zerstört wird, hat man mit Hilfe der Feuerwehr, 3 Behälter mit speziellen Duftstoffen angebracht, welche die Borkenkäfer vertreiben. (Gut Glück!)
Am vom Forstinspektorat Bruneck in Eigenregie errichteten “Pochwerk” wurde uns real vorgeführt wie man in der Anfangszeit das Gestein zerkleinerte um Erz zu gewinnen.

Ergänzend zur Geschichte des Bergwerkes aus der Chronik:
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten sich die Gewerken, so werden die Bergwerksbetreiber genannt, ständig ab. Meist handelte es sich um Adelsfamilien, die das Abbaurecht vom Landesfürsten gegen Pachtzins erhielten. Die letzten Gewerken, die Grafen Enzenberg, mussten das Werk 1893 schließen, denn aus den USA importiertes Kupfer war konkurrenzlos billig. Es war jedoch nur eine vorübergehende Schließung, denn zwischen 1957 und 1971 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Dann erfolgte aus ökologischen und ökonomischen Gründen die endgültige Schließung. Zuletzt arbeiteten noch 35 meist einheimische Knappen in den Stollen.

Schlussendlich erwartete uns in der Ignazstube ein vorzügliches üppiges Mittagessen um dann gestärkt mit dem “Zugele” in den Ignazstollen – Schaubergwerk von Prettau, hineinzufahren. Das Leben der Knappen und ihre anstrengende Untertagearbeit wurde uns bildlich sehr gut erklärt und nach einer gefühlten Stunde waren wir alle wieder froh das Tageslicht zu genießen.
Gruppe B: Abfahrt von Kasern in Richtung Starklalm, dann Obere Tauernalm mit geselligem Mittagessen. Ich nehme auch an dieser Wanderung teil, zusammen mit 28 anderen Freunden. Mit Regenschirm und Windjacke bewaffnet steigen wir in Begleitung des ehemaligen Kommandanten der Forststation Steinhaus, Hubert Hofer, den recht steilen Weg in der Nähe des Berghotels Kasern hinauf, um bei leichtem Regen die rhododendrongesprenkelte Almwiese zu erreichen, auf der sich die Starkl-Hütte befindet. Hier, im Schutz des Daches, machen wir eine kurze Pause, während uns Hubert die Geographie des Gebietes ausführlich erklärt und uns auf die "Birnlücke" am Ende des Ahrntals hinweist, hinter der österreichisches Gebiet liegt. Endlich hört es auf zu regnen und über einen leichten Waldweg erreichen wir die "Obere Tauernalm". Dort erwartet uns in der kleinen gemütlichen beheizten Stube ein schmackhaftes Mittagessen mit einer Vorspeise aus Wurst und Käse, gefolgt von einem Knödeltris und einem Dessert zum Abschluss. Dann steigen wir auf einem Pfad ab, um uns auf dem Rückweg entlang des Baches wiederzufinden, der uns zu unserem Ausgangspunkt zurückführt. Einige hundert Meter vor Kasern besuchen wir die kleine Heilig Geist Kirche, wo wir uns moralisch verpflichtet fühlen, der göttlichen Vorsehung zu danken, dass wir gesund und relativ trocken an unserem Ziel angekommen sind.
In Steinhaus sind Übernachtungen vorgesehen, teils im Hotel Bergland, teils im Hotel Neuwirt. Im Hotel Neuwirt findet vor dem geselligen Abendessen ein Vortrag statt, der die Besonderheiten des Ahrntals erläutert. Die Redner waren der Lehrer Kurt Knapp aus Steinhaus, der den offiziellen Redner Richard Furggler vertrat, und die Mundartdichterin sowie Schauspielerin des Volkstheaters und Inhaberin des nahegelegenen Lebensmittelgeschäfts, Frau Klothide Egger. Lehrer Knapp beschloss, mit großer Leidenschaft und Inbrunst, seine Rede in drei Themen zu unterteilen: Geographie, Wirtschaft und Kultur. Frau Klothilde, eine sehr geistreiche ältere Mundartdichterin, deklamierte in der Pause zwischen den Themen im typischen Tal-Dialekt über die Schönheit und das Leben im Ahrntal. Die unbestrittene Klasse von Frau Klothilde erreichte den Höhepunkt der Heiterkeit, als sie sich an einer Erklärung in italienischer Sprache, die stark vom deutschen Dialekt geprägt war, über die Besonderheiten des Ahrntals wagte. Der Vollständigkeit halber gebe ich die wichtigsten Punkte der Rede von Herrn Knapp wieder.

Geografie: Das Ahrntal, das der Gemeinde Ahrntal ihren Namen gibt, beginnt nördlich von Sand in Taufers, wo sich die gleichnamige Burg befindet, und grenzt im Norden durch die Birnlücke an Österreich, im Osten an das Tal von Rein in Taufers und im Westen an das Tal von Mühlwald. Das Gebiet ist Teil des “Naturparks Riesenferner -Ahrn”. Die Gemeinde Ahrntal hat etwa 6.000 Einwohner in den Ortsteilen Steinhaus (dem größten), Luttach, Weißenbach, St. Jakob, St. Johann und St. Peter. Das Tal ist von zahlreichen Bergen umgeben, die bis zu dreitausend Meter hoch sind (Westliche Tauernalpen) und diese teilweise überschreiten.
Wirtschaft: Die größte Entwicklung geht auf das 16. Jahrhundert zurück, dank der Entdeckung einer Kupferader in der Gemeinde Prettau. Während der Abbau in den Bergwerken von Prettau stattfand, wurde das Erz in Steinhaus verarbeitet. Die zahlreichen perfekt erhaltenen Gebäude, in denen die Bergleute und andere technische Einrichtungen untergebracht waren, sind an der rosafarbenen Backsteinfarbe der Fassaden zu erkennen und stammen aus dem 18. Jahrhundert. In der Gemeinde Steinhaus und im gesamten Ahrntal blühte eine rege handwerkliche und gewerbliche Tätigkeit, die alle Bereiche der Sozialwirtschaft umfasste. Als der Bergbau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Erliegen kam, widmeten sich die Frauen des Tals der Kunst des Klöppelns, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Das ging so weit, dass sie eine Schule gründeten, die sich dieser Art von Arbeit widmete. Heutzutage, wo die Landwirtschaft nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, ist ein beträchtlicher Teil der Wirtschaft auf den Tourismus ausgerichtet. Neben den unzähligen Spaziergängen, Wanderungen, Kletter- und Radwegen im Sommer und Herbst gibt es im Winter das Skizentrum Klausberg in Steinhaus mit zwei Gondeln und vier Sesselliften und in der Nähe von Luttach das Skizentrum Speikboden mit sieben Skiliften und etwa 80 Hektar Pisten.
Kultur: Im Tal gibt es religiöse Gebäude und Museen, die gut in dieses Berg-Amphitheater eingebettet sind. Erwähnenswert sind:
- Die kleine Kirche von Heilig Geist in der Gemeinde Prettau. Sie ist eine der ältesten Kirchen des Tals, deren Bau auf das 15. Jahrhundert zurückgeht.
- Die Kirche Santa Maria di Loreto in Steinhaus.
- Die Kirche St. Johannes der Täufer im Barockstil.
- Wichtig ist das Bergbaumuseum, das in der ehemaligen Kornkammer von Steinhaus untergebracht ist, die einst als Speisekammer des Bergwerks diente.
- Erwähnenswert ist auch das Mineralogische Museum in St. Johann, in dem rund 1.000 Stücke von Mineralien und Kristallen ausschließlich aus dem Ahrntal aufbewahrt werden.
- Das Bergwerk Prettau, wo die Stollen in ein Besucherbergwerk umgewandelt wurden, das mit einem kleinen Zug und einem langen Fußmarsch erreicht werden kann.
- Abschließend ist das Besucherzentrum des Naturparks in Kasern zu erwähnen, in dem eine Dauerausstellung mit Grafiken, Bildern, audiovisuellen Medien und Modellen die Welt der Bergtraditionen, die Entwicklung der Landwirtschaft, die Kunst des Klöppelns und der Holzschnitzerei veranschaulicht.

Nach dem Vortrag genossen wir ein geselliges Abendessen mit Lasagne, Braten und einem abschließenden Dessert und wenig später wärmten wir Muskeln und Knochen unter der Bettdecke auf.

Am nächsten Morgen, bei kühlem, aber viel besserem Wetter, erwartet uns der zweite Wandertag. Die Gruppe A, bestehend aus mir und 23 weiteren Freunden, macht sich von Steinhaus aus auf den "Sunnseitweg" zur Bizat-Hütte. In Begleitung des Försters von Steinhaus, Kurt Stolzlechner, wandern wir den Weg entlang, der direkt vor dem Lebensmittelladen der mundartdichterin Klothilde beginnt, die es sich nicht nehmen lässt, uns noch einmal mit ihrer ganzen Herzlichkeit zu begrüßen. Von der Spitze des Weges aus überblicken wir das Dorf Steinhaus, wo Kurt uns von den Ereignissen des Vaia-Sturms erzählt, der alle Lärchenbäume oberhalb des Dorfes abholzte und die Häuser durch Schneelawinen gefährdete. Fast sofort wurden von der Forstverwaltung technische Maßnahmen ergriffen, um das Dorf zu schützen. Nach einem Spaziergang durch den Wald auf einer größtenteils asphaltierten Straße erreichen wir den Rastplatz des Gehöfts Waldlechn, wo wir eine wohlverdiente Pause einlegen. Immer noch über asphaltierte Straßen, Wälder und Wiesen erreichen wir die Bizat-Hütte. Sie ist fast zu gemütlich für Besucher, die den Ort auch mit dem Auto erreichen können. Die Freundlichkeit des Gastgebers und das Menü, das uns serviert wird, versetzen die Gesellschaft des Forstvereins, der unter der Leitung von Otto Schenk angenehme Bergchöre singt, sofort in Stimmung. Der Abstieg ins Tal erfolgt auf einem unbefestigten Weg, der entlang eines rauschenden Baches verläuft, der den Frankbach-Wasserfall bildet. Angesichts der Rauheit des Weges zieht es unser Führer Kurt vor, einen Abstecher auf eine leichtere Route zu machen. Tatsächlich erreichen wir die ursprüngliche kleine Kirche von Steinhaus über einen Weg mit beeindruckenden Holzschnitzereien und vorbei an einem mächtigen Hotelkomplex. Der Besuch in der Kirche endet mit einem pflichtgemäßen Dankeslied.

Gruppe B: Im Programm stand am Samstag die Wanderung von Steinhaus über die Keilhöfe zu den Holzerböden und pünktlich, wie beim Forstverein üblich, ging’s los. Bald erreichten wir eine Stelle wo wir uns einen guten Überblick über die vom Sturm Vaia hinterlassenen Schäden verschaffen konnten. Christoph erzählte uns, dass es gelungen ist das gesamte Holz in kürzester Zeit aufzuarbeiten. Der während der Arbeiten befürchtete Steinschlag auf die darunter liegende Siedlung konnte gänzlich vermieden werden, darüber freut er sich heute noch. Das Holz wurde vor Ort bereits in Container geladen und wurde über Triest nach China verschifft. Weiter marschierten wir bergauf und es wurde immer steiler. Das Wetter meinte es gut mit uns, die Sonne traute sich hinter den Wolken heraus und es wehte ein kühler Wind. Während der Großteil noch zu den “Sandsieder Böden” marschierte, kehrten einige bei der Golser Alm ein. Annelies und ihr Onkel schenkten großzügig Kranebitt Schnaps ein und erzählten, dass der Wolf leider auch bei ihnen zwei Tiere gerissen hat. Das Rasten und der Ratscher in dieser urigen Umgebung hat gut getan. Christian hatte große Mühe die Truppe wieder weiter zu treiben. Ob wegen dem guten Schnaps oder wegen der blonden Locken, gar Mancher wäre noch gerne geblieben…. Schließlich erreichen wir alle die Unterholzeralm wo uns ein köstliches Mittagessen aufgetischt wurde. Bei dieser schönen Aussicht und den Ziehorgel-Klängen hätten wir es noch länger ausgehalten, aber es erwarte uns noch ein steiler Abstieg. Zufrieden über den schönen Tag und dankbar, dass alle Wanderer wieder heil im Tal waren erreichen wir den Ausgangspunkt. Pünktlich um 17.00 Uhr treffen wir uns alle wieder und nach einer herzlichen Verabschiedung durch Christian Lamprecht fahren wir mit dem Bus zurück zu unseren Abfahrtsorten.

Im Namen aller Freunde, die an diesen beiden Wandertagen teilgenommen haben, möchte ich mich nicht nur bei unseren freundlichen und professionellen Führern, Förstern und Waldpensionisten bedanken, sondern auch beim gesamten Vorstand des Südtiroler Forstvereins, in Person von Christian Lamprecht, der mit seiner spielerischen, aber resoluten Art diese unvergesslichen Tage organisiert hat.

-Felix Squeo
-Elisabeth Hofmann für Bericht Gruppe A am 23 Juni,
-Dolores Agostini für Bericht Gruppe B am 24 Juni


Gruppe A und B vor dem Eingang des Elisabeth-Stollens