
„Wie lustig ist die Jägerei?“ - eine Beurteilung aus der Sicht des Rotwildes
Vortrag von Prof. Helmuth Wölfel anlässlich der Vortragsreihe des SFV am 7.10.2005 in Weißenbach.Bericht: Andreas Agreiter
Wildbiologe Prof. Helmuth Wölfel von der Universität Göttingen brachte seine Ausführungen aus der Sicht des Rotwildes vor. Dabei war mit provokativen Aussagen nicht sparsam: Aufgrund der praktizierten Bejagung fühle er sich in Südtirol als Rothirsch nicht wohl. Es gebe zwar verschiedene richtige Systeme, aber die Grundbiologie des Rotwildes müsse beachtet bleiben. Das Südtiroler Jagdsystem ermögliche kaum eine „rotwildgerechte“ Bejagung.
In Deutschland habe der naturnahe Waldbau die Bejagung des Rotwildes erschwert. In den einstigen Monokulturen von Fichte gab es wenig Äsung und das Rotwild kam gezwungenermaßen auf die Freiflächen heraus, wo es mühelos erlegt werden konnte. Unter den neuen Gegebenheiten ist man auf alternative Bejagungstechniken geradezu angewiesen.
Für Wölfel ist auch die Ansitzjagd eine dem Rotwild angemessene Jagdmethode. Allerdings dürfe der Ansitz nicht über den größten Teil des Jahres ausgeübt werden. Wichtig sei vor allem ein Ende der Schusszeit spätestens zu Jahresende. Der Tourismus verursache zwar vielerorts eine Einengung des Rotwildes, eine wahre Beunruhigung bringt aber in der Regel die Jagd mit sich. Eine dauernde Bejagung hat negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Rotwild.
Das Rotwild unterscheidet sich in der Biologie markant vom Rehwild. Der „Sozialist“ Rotwild kann daher nicht gleich bejagt werden wie der „Egoist“ Rehwild. Das Rehkitz ist nach 7-8 Wochen nicht mehr von der Muttermilch abhängig und hat keine starke Bindung zum Muttertier. Ganz anders beim Rotwild: das Kalb wird bis September/Oktober gesäugt und benötigt für etwa 1 ½ Jahre die Führung durch das Muttertier. Die Regel „Kind vor Mutter“ gilt bei Rehwild bis September, beim Rotwild hingegen bis zum Herbst des darauf folgenden Jahres.
Eine kleinflächige Bejagung wie beim Rehwild funktioniert beim Rotwild nicht. Das Fluchtverhalten gibt wesentliche Hinweise für die Bejagung. Bei Störung flüchtet das territoriale Rehwild von Hell nach Dunkel und kehrt nach einiger Zeit zurück, während das Rotwild großräumig ausweicht. Letzteres zieht dabei entlang von Rändern (sehen, aber nicht gesehen werden) und geht bei Gefahr auch über Freiflächen. Bei einer „beunruhigenden“ Bejagung nehmen die Beobachtungen beim Rehwild langsam, beim Rotwild hingegen rasch ab.
Laut Wölfel zählt die Bewegungsjagd generell zur sanftesten Bejagungsform, da in kurzer Zeit viel Wild erlegt werden kann. Bei Stöberjagden kommen nur solo und laut jagende Hunde zum Einsatz. Für das Wild ist der laut bellende Hund als Gefahr gut einschätzbar und daher kaum Stress verursachend. Das Rotwild weicht besonnen aus, und kann somit gut angesprochen und erlegt werden. Nur Wild, welches bei Gefahr nicht flüchten kann, habe Angst - so Wölfel.
Eine Stöberjagd bedarf einer sorgfältigen Planung. Die zu bejagende Fläche soll etwa 500 bis 700 Hektar groß sein und wildreich sein. Luftbilder erleichtern die Planung und Organisation. Es muss genau festgelegt werden, wann die Hunde geschnallt und eingeholt werden, wo sich die Stände befinden, und welches Wild frei gegeben ist. So genannte „Kaiserstände“ gibt es kaum, denn je nach Situation und Wind sind dieselben Stände einmal gut und einmal weniger. Eine Bewegungsjagd darf im selben Gebiet höchstens einmal im Jahr durchgeführt werden. Bei gut organisierten Bewegungsjagden kann ein Viertel bis ein Drittel des sich im Gebiet aufhaltenden, frei gegebenen Wildes erlegt werden. Bei dieser Jagdmethode werden erfahrungsgemäß nicht mehr Alttiere weggeschossen als beim Ansitz, weil Tier und Kalb gewöhnlich im Schulterschluss vor die Büchse kommen.
Bei Rotwild sprach sich der Professor gegen eine Nachtjagd auf Rotwild zur Lösung des Rotwildproblems aus. Um Schäden an der forstlichen Vegetation vermeiden zu können, muss Rotwild auch tagsüber auf Freiflächen austreten können. Dies sei nur bei sanfter Bejagung wie z.B. Stöberjagd möglich. Zu widerlegen versuchte Wölfel den oft genannten Kritikpunkt, dass bei Bewegungsjagden das Leittier nicht identifiziert werden könne und daher nicht geschont werden könne. Denn das Leittier sei weder bei Ansitz noch bei der Stöberjagd erkennbar.
Auch Rehwild kann über Bewegungsjagd effizient bejagt werden, auch mehrmals im Jahr. Insbesondere in Waldgebieten ist eine intensive, flächendeckende Rehwildbejagung mit den üblichen Jagdmethoden schwierig - aus forstlichen Erfordernissen heraus sei dies aber gebietsweise notwendig, aber kaum durchführbar. Dort bietet sich die Bewegungsjagd als gute Alternative an.
Als Hinweis für Überdichten nannte Wölfel das Vorkommen zahlreicher Knopfböcke.
In Deutschland habe der naturnahe Waldbau die Bejagung des Rotwildes erschwert. In den einstigen Monokulturen von Fichte gab es wenig Äsung und das Rotwild kam gezwungenermaßen auf die Freiflächen heraus, wo es mühelos erlegt werden konnte. Unter den neuen Gegebenheiten ist man auf alternative Bejagungstechniken geradezu angewiesen.
Für Wölfel ist auch die Ansitzjagd eine dem Rotwild angemessene Jagdmethode. Allerdings dürfe der Ansitz nicht über den größten Teil des Jahres ausgeübt werden. Wichtig sei vor allem ein Ende der Schusszeit spätestens zu Jahresende. Der Tourismus verursache zwar vielerorts eine Einengung des Rotwildes, eine wahre Beunruhigung bringt aber in der Regel die Jagd mit sich. Eine dauernde Bejagung hat negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Rotwild.
Das Rotwild unterscheidet sich in der Biologie markant vom Rehwild. Der „Sozialist“ Rotwild kann daher nicht gleich bejagt werden wie der „Egoist“ Rehwild. Das Rehkitz ist nach 7-8 Wochen nicht mehr von der Muttermilch abhängig und hat keine starke Bindung zum Muttertier. Ganz anders beim Rotwild: das Kalb wird bis September/Oktober gesäugt und benötigt für etwa 1 ½ Jahre die Führung durch das Muttertier. Die Regel „Kind vor Mutter“ gilt bei Rehwild bis September, beim Rotwild hingegen bis zum Herbst des darauf folgenden Jahres.
Eine kleinflächige Bejagung wie beim Rehwild funktioniert beim Rotwild nicht. Das Fluchtverhalten gibt wesentliche Hinweise für die Bejagung. Bei Störung flüchtet das territoriale Rehwild von Hell nach Dunkel und kehrt nach einiger Zeit zurück, während das Rotwild großräumig ausweicht. Letzteres zieht dabei entlang von Rändern (sehen, aber nicht gesehen werden) und geht bei Gefahr auch über Freiflächen. Bei einer „beunruhigenden“ Bejagung nehmen die Beobachtungen beim Rehwild langsam, beim Rotwild hingegen rasch ab.
Laut Wölfel zählt die Bewegungsjagd generell zur sanftesten Bejagungsform, da in kurzer Zeit viel Wild erlegt werden kann. Bei Stöberjagden kommen nur solo und laut jagende Hunde zum Einsatz. Für das Wild ist der laut bellende Hund als Gefahr gut einschätzbar und daher kaum Stress verursachend. Das Rotwild weicht besonnen aus, und kann somit gut angesprochen und erlegt werden. Nur Wild, welches bei Gefahr nicht flüchten kann, habe Angst - so Wölfel.
Eine Stöberjagd bedarf einer sorgfältigen Planung. Die zu bejagende Fläche soll etwa 500 bis 700 Hektar groß sein und wildreich sein. Luftbilder erleichtern die Planung und Organisation. Es muss genau festgelegt werden, wann die Hunde geschnallt und eingeholt werden, wo sich die Stände befinden, und welches Wild frei gegeben ist. So genannte „Kaiserstände“ gibt es kaum, denn je nach Situation und Wind sind dieselben Stände einmal gut und einmal weniger. Eine Bewegungsjagd darf im selben Gebiet höchstens einmal im Jahr durchgeführt werden. Bei gut organisierten Bewegungsjagden kann ein Viertel bis ein Drittel des sich im Gebiet aufhaltenden, frei gegebenen Wildes erlegt werden. Bei dieser Jagdmethode werden erfahrungsgemäß nicht mehr Alttiere weggeschossen als beim Ansitz, weil Tier und Kalb gewöhnlich im Schulterschluss vor die Büchse kommen.
Bei Rotwild sprach sich der Professor gegen eine Nachtjagd auf Rotwild zur Lösung des Rotwildproblems aus. Um Schäden an der forstlichen Vegetation vermeiden zu können, muss Rotwild auch tagsüber auf Freiflächen austreten können. Dies sei nur bei sanfter Bejagung wie z.B. Stöberjagd möglich. Zu widerlegen versuchte Wölfel den oft genannten Kritikpunkt, dass bei Bewegungsjagden das Leittier nicht identifiziert werden könne und daher nicht geschont werden könne. Denn das Leittier sei weder bei Ansitz noch bei der Stöberjagd erkennbar.
Auch Rehwild kann über Bewegungsjagd effizient bejagt werden, auch mehrmals im Jahr. Insbesondere in Waldgebieten ist eine intensive, flächendeckende Rehwildbejagung mit den üblichen Jagdmethoden schwierig - aus forstlichen Erfordernissen heraus sei dies aber gebietsweise notwendig, aber kaum durchführbar. Dort bietet sich die Bewegungsjagd als gute Alternative an.
Als Hinweis für Überdichten nannte Wölfel das Vorkommen zahlreicher Knopfböcke.